Habt bitte Nachsicht mit mir,
Dienstag, 24.03.2021
Wer immer sich über mich ärgert, sollte immer bedenken, welch bedauerliche Kindheit ich hatte:
Ich gehörte mit zu den ganz armen, hatte kein Handy und kein Internet. Zur Schule und zurück, musste ich zu Fuß. Geld für den Bus gab es nicht. Und mit dem Auto zur Schule gefahren und dort wieder abgeholt so etwas gab es überhaupt nicht. Diese Zeit habe ich wohl nur mit viel Glück überlebt. Zum Spielen stand uns kein zehnfach TÜV-geprüfter Spielplatz zur Verfügung, wo unter der Schaukel eine Gummidämmmatte lag, damit wir uns auch ja nicht zu Tode stürzten, wenn wir zu blöd zum Schaukeln waren. Wir mussten im Feld spielen, zwischen Kühen, Stacheldrähten und Hecken, kletterten auf ungesicherte Bäume und wir liefen durch den Bach. Und wenn wir dabei auf die Schnauze flogen, dann heilte das meist von selbst, ohne dass man uns in Sagrotan oder sonst was badete und sofort wegen jedem Fliegenschiss zum Arzt schleppte oder die Lehrerin vor Gericht verklagte. Wir waren so arm, wir konnten uns nicht mal eine Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit leisten. Geschweige denn einen Doppelnamen wie Jaime Pascal oder Kevin Micol oder Falco Nathan. Unsere Eltern mussten uns noch mit einem normalen Namen ansprechen. Das ging aber auch, denn sie sahen uns ja auch häufig genug, weil es keine Ganztagesbetreuung in der Schule gab und wir nicht nur zum Abendessen und Schlafen zu Hause waren. Selbst die Ernährung ihrer Kinder mussten die Eltern noch selbst übernehmen. Da gab es haufenweise Mütter, die das historische Ritual des Kochens noch beherrschten und auch durchführten! Dass ich das alles einigermaßen überstanden habe, grenzt schon an einem Wunder.
Heute ist das alles zum Glück ja gar nicht mehr vorstellbar! Wer so aufgewachsen ist wie ich, der muss ja zwang läufig einen Schaden davon getragen haben.
Also habt bitte Nachsicht mit mir.